Der Anglizismus Well-Being steht für eine neue Art des Wohlbefindens.
In der Nachkriegszeit wurde in Deutschland das Wohlbefinden auf den Begriff Wohlstand reduziert. Das Maß aller Zufriedenheit verkörperte sich im Bruttosozialprodukt, in dem Besitz von Wohlstandsgütern wie Waschmaschine, Fernseher oder Auto. Wohlbefinden wurde an materiellen Gütern festgemacht.
Im Laufe der Zeit wurde erkannt, dass Wohlbefinden auch einen sozialen ökonomischen Charakter besitzen kann. In die Bewertung des Wohlbefindens wurden die Aspekte der Gesundheit, der Möglichkeit die Schule zu besuchen oder das erreichbare Lebensdurchschnittsalter einer Gesellschaft aufgenommen. Später kamen weitere Aspekte der Verwirklichungschancen oder der gesellschaftlichen Teilhabe hinzu.
In der Erkenntnis, dass die Gemeinschaft aller Völker sich gleichermaßen um das Klima sorgen muss, wurde der Aspekt der Nachhaltigkeit und der Erfüllung nachhaltiger Anforderungen als wesentlicher Bestandteil in das Wertespektrum aufgenommen. Dabei sollen die Werte international vergleichbar sein. Insbesondere die von den Vereinten Nationen benannten Nachhaltigkeitsziele bestimmen nunmehr verpflichtende Ziele, um ein Wohlbefinden des menschlichen Zusammenlebens zu erreichen.
Wohlbefinden gründet nunmehr auch auf eine Notwendigkeit, die zum Wohl der Gesellschaft führen soll. Als Basis besteht immer noch die ursprüngliche Maßgabe des materiellen Wohlstands, bekommt aber nunmehr soziale, ökonomische und ökologische Aspekte mit in die Wertung implementiert. Über den Wohlstand hinaus gilt es nunmehr für das Wohlbefinden, auch den Zugang zu Nahrung, Wasser und Bildung zu sichern oder gesellschaftliche Standards wie Gleichberechtigung und das Recht auf ein friedliches Miteinander zu verwirklichen.
Der aktuelle Begriff Well-Being bezieht sich über das gesellschaftliche Wohlergehen hinaus auf das persönlich zugeschnittene Wohlbefinden. Über das Minimum der Zielsetzungen hinaus bezeichnet das Well-Being ein hohes Maß an Qualität zu erreichen, das im Sinne der Nachhaltigkeit nicht nur die grundlegenden Bedürfnisse erfüllt, sondern darüber hinaus einen hohen Standard darstellt. Am Beispiel der Architektur sollte es das Ziel sein, ein hohes Level an Nachhaltigkeit zu erzielen, um dem Ideal einer optimierten friedlichen, sozial gerechten, klimaneutralen Welt entgegenzukommen.
Hierzu ist Glas der ideale Werkstoff, um diese Ziele zu erreichen. Glas ist nicht nur transparent und ein für die gesamte Menschheit verfügbarer und finanzierbarer Werkstoff. Viel mehr besitzen Fenster und Fassaden aus Glas zahlreiche Eigenschaften als Benefit. Gleichermaßen als Schutz vor Wärme oder Wärmeverlust kann Glas auch zur Wärmegewinnung verwendet werden, zum Brandschutz, Einbruchschutz, vor zu hohem Lichteintrag schützen genauso für den Eintrag von Tageslicht im Raum. Mit Glas scheint alles möglich zu sein.
Im Sinne der Energieeinsparung ist es ein idealer Werkstoff und für die Kreislaufwirtschaft ein hervorragend wiederverwertbarer, recyclebarer Baustoff.
Zusätzlich besitzt Glas eine hohe Akzeptanz in der Gesellschaft und ist seit jeher ein Zeichen für Exklusivität und Wohlstand.
Glas ist nicht nur Fenster, sondern auch der Werkstoff für die Wissenschaften, die Lebensmittel, Geschenke und Luxusgut und dennoch – es gibt nichts Besseres als ein Fenster, eine Flasche, eine Faser oder eine Linse aus Glas.
Well-Being und das Glas in der Architektur – Heliotrop in Freiburg
1994 errichtete der Architekt Rolf Disch das erste Energieplushaus der Welt in Freiburg, das mehr Energie produziert als es verbraucht. Dabei spielt auch bei diesem Haus Glas eine bedeutende Rolle.
Das 18 Meter hohe Gebäude wurde in Holzbauweise als drehbarer Zylinder gefertigt und auf der Vorderseite fast vollflächig verglast, während die Schattenseite nur kleine Öffnungen hat. Das Gebäude ermöglicht den optimalen Wärmeeintrag der Sonnenstrahlung durch die Ausrichtung zur Sonne, der es im Laufe des Tages nachgeführt wird. Dabei kann an brütend heißen Tagen in der Oberrheinebene die Glasfassade auch von der Sonneneinstrahlung weggedreht werden. Neben einer Photovoltaikanlage aus Glas zur Gewinnung von elektrischer Energie dienen Vakuum-Röhrenkollektoren, die aus evakuierten Glasröhren bestehen und als Balkonbrüstung verbaut wurden, zur direkten Wärmegewinnung. Das Haus funktioniert unabhängig u. a. durch die Nutzung von Regenwasser, einer Trockenkomposttoilette und einer Schilfkläranlage. Um das Haus drehen zu können, benötigt ein Elektromotor lediglich eine Leistung von 120 Watt.
Die mehrstöckige Glasfassade ermöglicht einen idealen Licht- und Energieeintrag in Kombination mit einem pittoresken Panorama in die Weinberge am Fuße des Schwarzwalds am Morgen und über das Rheintal am Abend. Das Haus erfüllt die Wünsche der Wirtschaftlichkeit, der Nachhaltigkeit und verbunden mit einer ansprechenden Architektur entsteht eine Symbiose für einen zukunftsorientierten, innovativen Lebensraum.
Glaskeramik
Zum 50-jährigen Jubiläum der Sendung mit der Maus wurde über die Visionen des zukünftigen Lebens berichtet. Am Beispiel der Architektur werden die Aspekte der Nachhaltigkeit aufgeführt, so zum Beispiel das Urban Mining. Dahinter steckt die Idee, Baustoffe einer urbanen Siedlung für neue Gebäude wiederzuverwenden. Eine bestehende Stadt wird als Baustofflager angesehen. Beim Abriss soll das Material nicht auf den Müll, sondern wiederverwendet werden.
An der Eidgenössischen Technischen Hochschule für Architektur in Zürich wurde ein Musterhaus gebaut, in dem alle Baustoffe wiederverwendet warden können. Alle Materialien sollen recyclebar sein und so verbaut sein, dass sie zur Wiederverwertung getrennt warden können.
Ein idealer Werkstoff dazu ist das Glas. Neben den obligatorischen gut wiederverwertbaren Fenstern aus Glas wurde aus verschmolzenen Glasresten eine Glaskeramik hergestellt, die für die Verplattung von Wänden genutzt warden kann. Produzent dieser Glaskeramik ist unter anderem die Firma Magna aus Teutschenthal in Sachsen-Anhalt. Aus Scherben werden Glasplatten erschmolzen, die in Zukunft wiederum als Altglas zu neuen Glasprodukten eingesetzt werden können.
Beispiele für den Einsatz von Glaskeramik findet man an der Fassade des Folkwang Museums in Essen, an der Fassade des Dashwood-House in London oder an der Hülle des Bahá'i-Tempels in Santiago de Chile.
Die Glaskeramik mit seiner mattglänzenden Struktur, dem opaken Licht und der haptischen Oberfläche ist ein erlebbares Material für Räume, um das Well-Being zu unterstützen.
Infos und Bilder zum Bahá'i-Tempel: https://media.bahai.org/buildings-places/bahai-houses-worship/southamerica
Vertical Farming
Als Initiator des Vertical Farming gilt Dickson Despommier, Professor für Public Health an der Columbia University in New York. Primäres Ziel ist es, frische Nahrung und Sauerstoff für Megastädte zu ermöglichen.
Pflanzen benötigen im herkömmlichen Anbau große Landflächen, die in den Städten nicht vorhanden sind. Alle Nahrungsmittel werden außerhalb produziert und müssen in die Städte transportiert werden. Verpackung und Transport benötigen zusätzliche Energie, erhöhen die ungewollte CO2 -Emission und zugleich verlieren die Pflanzen an Frische. Die Erkenntnis, dass Pflanzen auch in der Vertikalen angebaut werden und wachsen können, eröffnet neue Perspektiven für das urbane Umfeld.
Mit Vertical Farming ist es in den Megastädten durch den vertikalen Anbau von Pflanzen möglich, frische Nahrungsmittel für den unmittelbaren Verbrauch zu produzieren und gleichzeitig mit der damit verbundenen Produktion von Sauerstoff die Luft in den Städten zu verbessern. In Verbindung mit den Zielen der Nachhaltigkeit ist das Ergebnis, das Wohlbefinden zu verbessern.